Lamia ist eine alleinstehende Ärztin in den besten Jahren. Ihre Eltern und der ältere Bruder sind tot, der jüngere ist ein Harraga - seine Spur verliert sich irgendwo auf dem Weg in das Land der Träume. Lamia hatte Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort bekleidet sie einen leitenden Posten in einem Kinderkrankenhaus in Algier. Aber die Arbeitsbedingungen sind trostlos, die Lebensverhältnisse miserabel. Und weil Engagement unerwünscht ist, hat Lamia sich längst mit ihrem eintönigen Leben abgefunden. Als eines Tages eine unbekannte 16jährige vor der Haustür steht, gerät Lamias angepasstes Leben vollkommen durcheinander: Chérifa ist getrieben von purer Lebenslust, sie rebelliert gegen alle Bräuche und schert sich einen Teufel darum, was eine junge Frau in der islamischen Welt tun darf oder besser bleiben lässt. Lamia ist entsetzt. Und schon bald kommt es zu einem folgenschweren Streit... Eine bewegende, bei aller Tragik hoffnungsvolle Hommage an die Frauen Algeriens.
Roman, Deutsch von Riek Walther, 388 S., fadengeheftetes Hardcover (1. Auflage, Dt. Erstausgabe)
Boualem Sansal, Jg. 1949, ist Ingenieur und Ökonom und war bis zu seiner Entlassung im Frühjahr 2003 Direktor des algerischen Industrieministeriums. In Frankreich, wo Sansal für seine Romane vielfach ausgezeichnet wurde (u.a. Prix du Premier Roman, Prix Louis-Guilloux, Grand Prix RTL-Lire, Grand Prix du Roman de l’Académie française), gilt er als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller. Trotz der durch Angriffe auf die Regierung bedingten Gefährdung lebt Sansal noch immer in Algerien.
Im Herbst 2011 wurde Boualem Sansal mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.